Buchvorstellung – Blutstunde & Der Längste Schlaf

Enger, Thomas und Jorn Lier, Horst: Blutstunde

 München, 2024. – 459 S.

Hierbei handelt sich in 5 Bänden um den Ermittler Alexander Blix und die Journalistin Emma Ramm. Einen ganz direkten inhaltlichen Zusammenhang haben die Bände 3-5. Die Titel haben alle das Wort “Blut” im Titel:

      1. Blutzahl
      2. Blutnebel
      3. Bluttat
      4. Blutnacht
      5. Blutstunde

Ich hätte mit Band 3 anfangen sollen zu lesen, habe mit Band 4 angefangen. Trotzdem haben mir die Thriller der beiden norwegischen Bestsellerautoren aus Norwegen sehr gut gefallen. Die beiden Autoren waren bzw. sind ein leitender Kriminalbeamter (Jorn Lear) und ein Journalist (Thomas Enger), praktisch wie die beiden Hauptfiguren, die gemeinsam als Duo recht unkonventionell ermitteln.

Hauptpersonen dieser Reihe sind der Ermittler Alexander Blix und die Journalistin Emma Ramm.

In dem Band 5 Blutstunde, den ich hier genauer vorstellen möchte, ist der Ermittler Alexander Blix gerade mal zwei Monate nach einem achtmonatigen Gefängnisaufenthalt aus dem Gefängnis entlassen, da er vom Vorwurf des vorsätzlichen Mordes freigesprochen wurde. Doch es fällt ihm schwer, sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Er muss eine Therapie bei einem Psychologen machen, doch er wird nie wieder als Polizist arbeiten können, was ihm sehr zu schaffen macht.

Der Psychologe hat ihm geraten, sich einen Hund anzuschaffen. Doch Blix mag nicht zugeben, dass er diesen Rat befolgt hat.

Und auch sein Privatleben liegt nach dem Tod seiner Tochter in Trümmern. Lediglich zu der Journalistin Emma Ramm hat er noch Kontakt.

Doch dann erhält er auf dem Handy eine mysteriöse Nachricht und bald darauf das Bild einer Toten, bei der es sich um eine seit zwei Jahren vermisste Frau handelt, ein Fall, bei dem Blix erfolglos ermittelt hatte. Zugleich fühlt er sich auf Schritt und Tritt beobachtet. Blix wird immer mehr in diesen Cold Case hereingezogen, zumal ihm dieser Fall in der Vergangenheit auch emotional sehr zu schaffen gemacht hatte. Er recherchiert immer weiter, obwohl ihn seine ehemaligen Kollegen nur sehr zögernd unterstützen.

Gleichzeitig wird Emma Ramm von einer jungen Frau kontaktiert, die Emma um Unterstützung bittet. Ihr Stiefvater wird des Mordes an einer Angestellten verdächtigt und sie erklärt Emma, dass ihr Stiefvater unschuldig sei und zu so einer Tat niemals fähig wäre.

So ermitteln dann beide an beiden Fällen und unterstützen sich gegenseitig. Der Fall um die verschwundene Frau führt Blix immer mehr in seine eigene nicht verarbeitete Familiengeschichte. Der Fall wird für Blix ein sehr persönlicher Fall.

Und auch Emma macht in ihrem Fall überraschende Feststellungen und stolpert über zahlreiche Ungereimtheiten.

Mehr wird hier nicht verraten, aber es ist auch sehr wahrscheinlich, dass es einen 6. Band geben wird.

Wer Lust hat, eine neue Krimireihe zu entdecken, ist hier genau richtig!

Noch eine Bemerkung zum Text auf der Rückseite des Buches: Diesen Text muss wohl jemand geschrieben haben, der das Buch nicht gelesen hat.

 

 

Raabe, Melanie: Der längste Schlaf
– München: btb 2024. – 343 S.

 

Melanie Raabe ist mir vor allem als Krimiautorin schon mit ihren vorherigen Büchern aufgefallen, ich habe auch schon mal ein Buch von ihr vor einigen Jahren vorgestellt. (2019 Der Schatten) Melanie Raabe ist 1981 in Jena geboren und lebt jetzt als Autorin in Köln. S, 199

 

Die Wahl-Londonerin Mara Lux ist eine führende Forscherin auf dem Gebiet der Schlafforschung. Und so kann sie Tipps für besseren Schlaf geben und dies auch wissenschaftlich erklären. Das Problem ist nur, sie leidet selbst seit vielen Jahren unter quälender und für sie nicht nachvollziehbarer Insomnia (Schlafstörungen). Dazu kommen seit früher Kindheit Alpträume, in denen sie Ereignisse vorhersieht, die dann zu ihrem Entsetzen tatsächlich eintreffen. Weil sie als Wissenschaftlerin selbst sehr rational ist, macht ihr das sehr zu schaffen und ist ihr unerklärlich und sie hat große Angst, dass ihre Träume, an die sich nach dem Aufwachen erinnert, wahr werden.

 

Weil ihre Eltern durch einen Autorunfall an ihrem 11 Geburtstag früh verstorben sind, hat sie nach Deutschland keine Beziehungen mehr. Umso erstaunter ist sie, als sie eines Tages Post von einem Frankfurter Notar erhält, dass sie ein Herrenhaus geerbt haben soll. Und diese Schenkung kommt von einem ihr völlig unbekannten Spender. Ein Herrenhaus völlig frei von Schulden und sonstigen Verpflichtungen.

Sie hält dies für einen schlechten Scherz, doch dann überzeugt sie der Notar und sie reist schließlich nach Deutschland, mit dem Ziel, eine Verwechselung aufzuklären.

 

Auch in Deutschland glaubt sie weiter an eine Verwechselung, trifft den Notar und fährt auch zu dem Herrenhaus in einer ihr völlig fremden Kleinstadt. Sie besichtigt das Herrenhaus und erlebt dort seltsame Dinge, die sie sich nicht erklären kann. Sie findet ein sehr gepflegtes wunderschönes Herrenhaus vor. Auch ein Gästezimmer ist für sie eingerichtet. Doch sie hört hier auch Stimmen, erhält Botschaften und erfühlt Stimmungen, die sie nicht einordnen kann. Und auch hier hat sie Schlafepisoden, in denen sie absonderliche Botschaften erhält.

 

Mara fühlt trotzt allem eine seltsame tiefe Verbundenheit zu diesem geheimnisvollen Herrenhaus.

 

Sie begegnet weiteren anderen hellfühlenden Menschen, die ihr Hinweise und Botschaften geben. Auch die Betrachtung der sie umgebenden Natur ist für sie von entscheidender Bedeutung.

 

Sie lernt den dortigen Nachbarn kennen, auch weitere Bewohner dieser Kleinstadt und wird in dramatische Ereignisse hereingezogen, die auch mit ihren Träumen zu tun haben. Die ich hier natürlich nicht verrate.

 

Der Leser bekommt die innere Zerrissenheit von Mara sowie ihre Ängste und Unsicherheiten intensiv mit.

 

Es gibt vieles zwischen Himmel und Erde, das wir nicht oder nur eingeschränkt wahrnehmen können und es gibt sicher Menschen, die mehr wahrnehmen können als andere. Ein Mix aus Übersinnlichem und Realität.

 

An einer Stelle im Buch gibt es eine weitere wichtige Erkenntnis: „Nichts geschieht ohne Grund, und alles hängt mit allem zusammen. Wir sind alle verbunden. Kommunikation ist alles, und wir täten gut daran, häufiger zuzuhören.“ Und „Keine Freundlichkeit wird nie vergessen.“

 

Sehr gut gefallen hat mir auch ihre Betrachtung über das Schicksal von Menschen (S. 143) mit der Rücksacktheorie, die ich sehr gut nachvollziehen kann. Die Rücksacktheorie betrifft alle Menschen, die in der Mehrheit in irgendeiner Form als „anders“ wahrgenommen werden. Weil sie queer sind oder eine andere Hautfarbe haben oder eine Behinderung oder was auch immer. Sie tragen permanent einen unsichtbaren Rucksack mit sich herum. In diesem Rucksack sind sehr schwere Backsteine. Und weil die Menschen ihn nicht absetzen können, versuchen sie ihn zu vergessen. Sie nehmen ihn immer mit und oft erfahren sie gar nicht, wie ein Leben ohne diesen Rucksack ist. Doch manchmal kommen sie an Orte, wo sie ihren Rucksack absetzen können und erfahren erst jetzt, wie leicht das Leben ohne Rucksack sein kann. Und wie wichtig es ist, solche Orte auch zu finden. Dieses Bild gefiel mir sehr gut und beschreibt das Leben oder die Lebenssituation vieler Menschen. Eine sehr tiefgründige Betrachtung in einem tollen Buch.

 

 

Tiefgründiger, vielschichtiger mystischer Roman, der sich mit den Themen Schlaf, Erinnerung, Vergangenheit und der Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit beschäftigt und damit auch den Leser immer wieder packt, der gezwungen ist, sich auch mit diesen Fragen zu beschäftigen. Mir hat er sehr gefallen.